2019/07/19 Ship of Rebels – der Bericht

Marcel

Ship Of Rebels, 19.07.2019, Achterdeck im Marienburger Bootshaus / Köln

Bereits zum zweiten Mal stieg die Party mit dem Namen „Ship of Rebels“ im Achterdeck auf dem Rhein
in Köln und mit rund 300 Besuchern bleibt das familiäre Konzerterlebnis mit den Bands Janosch Moldau, We Are Waves,
NOYCE™ und Rotersand lange im Gedächtnis.

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Ahoi, ihr Rebellen! Bereits zum zweiten Mal in Folge luden NOYCE™ mit dem „Ship of Rebels“ in Köln
zur Sause auf dem Rhein, genauer gesagt, auf dem Achterdeck im Marienburger Bootshaus ein. Eine kleine, aber feine Auswahl an weiteren Bands, in diesem Jahr Rotersand, Janosch Moldau und We are Waves, rundetet das Lineup ab. Garniert wurde die Party mit der Rebel Moon Aftershowparty mit DJ D.I.R.K. (Kultube), DJ Der Große Schwarze (Radio Dark Rain) und Ehrengast DJ Oren Amram (Synthesize Me / Radio Plus). Mit rund 300 Besuchern blieb die Party beschaulich und familiär, und das vor der eindrucksvollen Kulisse mit dem Kölner Dom in Sichtweite! Und – zugegeben, dieser Aspekt lag nicht im Einfluss der Organisatoren, aber: – auch das Wetter war mit strahlendem Sonnenschein für ein solches Event einfach perfekt!

Da sie gerne wieder einmal im schönen Köln spielen wollten, organisierten die Mitglieder der Band NOYCE™ vor zwei Jahren kurzerhand in Eigeninitiative eine Party in der Stadt; als Ort des Geschehens wählten sie das charmante Achterdeck (das übrigens mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen ist!). Dieses Konzept hat sich anscheinend bewährt und so konnten sie die Location auch in diesem Jahr für ihre Veranstaltung gewinnen; soeben wurde außerdem bestätigt, dass das Rebellenschiff auch im kommenden Jahr wieder dort stattfinden wird!

Der Einlass startete gegen 16 Uhr; im Vorverkauf waren die Eintrittskarten für 20 Euro zu haben, an der Abendkasse für 25 Euro. Eigentlich sollte das erste Konzert bereits um 17 Uhr losgehen, aber es war sicherlich im Sinne aller Anwesenden, dass sich der Beginn auf halb sechs verschob – schließlich hatten nicht wenige Besucher eine längere Anreise. Auf dem Achterdeck gab es zur Verpflegung Grillwurst, Käseknacker oder Nackensteak im Brötchen zu kaufen; als vegetarische Alternative wurden Käsebrötchen angeboten. Dazu gab es eine gute Auswahl an Getränken. Darüber hinaus war Merchandise von allen auftretenden Bands erhältlich und auf Vorbestellung konnte man sich sein „Be a Rebel“-Shirt in (auffälligem anthrazit!) abholen.

Nach einer Begrüßung durch Florian Schäfer, seines Zeichens Frontmann von NOYCE™, und
Mitorganisator Jean-Pierre Reuter, der mit Strubbelfrisur und Katzen-T-Shirt auffiel, startete der Abend mit dem Konzert von Janosch Moldau aus Ulm. Der exzentrische Sänger, der eher für die melancholische Seite des Synthpop steht, und seine Band begannen ruhig mit der brandneuen Single Broken Shoulder, die erst eine Woche später (am 26.07.2019) veröffentlicht wurde. Die Besucher waren anfangs noch etwas verhalten und zogen es vor, das Geschehen auf der Bühne aus sicherer Entfernung zu beobachten; wahrscheinlich war es einfach noch zu früh. Der Frontmann versuchte des Öfteren, die Zuschauer etwas mehr zu animieren, aber der Funke wollte zunächst nicht so recht überspringen. Schade, denn verdient hätten sie die Aufmerksamkeit! Feine Perlen wie State of Hurt, Into This Life oder In Another World sind eben eher nichts für die Tanzflächen und entfalten ihre Wirkung erst nach mehrmaligem Hören. Gegen Ende des Auftritts wurde das Publikum dann aber doch noch warm.

Im Anschluss folgten We Are Waves. Mit deutlich mehr Tempo – was für eine Rockband in der Natur der Sache liegt – rissen die Italiener die Zuschauer sofort mit. Das lag mit Sicherheit auch an einigen italienischen Fans bzw. Freunden, die anscheinend extra für die Band gekommen waren und die von der ersten Minute an mitsangen und feierten. Die vier Musiker freuten sich, zum ersten Mal in Köln, sogar zum ersten Mal in Deutschland spielen zu können und Frontmann Viax trug mit ausdrucksstarker Stimme Stücke wie Healing Dance oder Fugitives vom 2018er Album „Hold“ vor. Inzwischen wurde es auf dem Schiff deutlich voller und damit konnte auch die Stimmung steigen. Als letzten Song gab es Lovers Loners Losers aus dem älteren Album „Promises“.

Nach kurzer Umbauphase freute sich Jean-Pierre um kurz vor acht, seine Lieblingsband NOYCE™ ankündigen zu dürfen. Mit dem Gänsehaut-erzeugenden This World war man sofort mitten im Geschehen und die Fans feierten begeistert. Der von der Band selbst als „Headpop“ bezeichnete Musikstil wird seinem Namen vollkommen gerecht: Markenzeichen sind hier teils tanzbare, mitreißende Stücke mit tiefgründigen Texten, oft über das Menschsein und die damit verbundenen Tücken; bisweilen auch gesellschaftskritisch. Nach einigen Stücken wie dem kritischen Mensch, dem genialen Coma oder dem ganz alten The White Room kündigte Sänger Florian Schäfer mit Adore einen neuen Song an – sozusagen eine Weltpremiere! – der bei den gut gelaunten Zuschauern auch sehr gut aufgenommen wurde. Geigerin Jessica Keuther verlieh den Songs mit ihrer Violine einen leicht wehmütigen Anstrich.

Als aber gegen halb neun das Partyschiff „MS RheinEnergie“ mit dem Amphi-Festival-„Call The Ships To Port“-Event auf dem Rhein vorbeikam, verlor die Band die Aufmerksamkeit des Publikums für einen Moment, denn nun musste man erst mal den Freunden auf der Parallel-Party zuwinken! Jean-Pierre und einige andere Besucher waren bestens auf die Begegnung vorbereitet und zündeten mehrere wirkungsvolle Rauchfackeln, um die Kameraden auf dem anderen Schiff zu begrüßen. Nach wenigen Minuten war der Spuk vorbei und die Zuschauer widmeten sich wieder der Band, die den Auftritt für dieses Spektakel kurzzeitig unterbrochen hatte. Gemeinsam mit Geigerin Jessica und seinen Bandkollegen Oliver Goetz am Keyboard und Jens Schilling am Schlagzeug trug Florian noch einige Stücke vor, und bei Fall[out] am Ende sangen die Fans zum Ausklang leidenschaftlich mit.

Höhepunkt des Abends war aber definitiv der Auftritt von Rotersand. Nachdem Florian und Jean-Pierre sich noch bei allen Beteiligten bedankten und die nun folgende Band ankündigten, starteten die Gelsenkirchener um kurz nach 9 mit viel Nebel und dem melodischen Electro-Knaller Merging Oceans. Das plötzlich dicht gedrängte Publikum feierte von Anfang an enthusiastisch. Der charismatische Frontmann Rascal bedankte sich für die Einladung aufs Rebellenschiff und drehte während des Auftritts des Öfteren seine Runden durch die Menge – das konnte er sich trotz des Gedränges vor der Bühne leisten, da er meist immer noch um einen Kopf aus dem Publikum herausragte. Energiegeladen fegte er über die Bühne und gemeinsam mit Soundtüftler und Mastermind Krischan Wesenberg, der in gefühlt jedem zweiten erfolgreichen deutschen Electro-Projekt seine Finger im Spiel hat, haute er einen Kracher nach dem anderen raus – ob Almost Violent, Waiting To Be Born oder Electronic World Transmission – ein Hit folgte auf den nächsten.

Die Fans kannten kein Halten und das Schiff bebte im wahrsten Sinne des Wortes unter den Füßen der ausgelassen tanzenden Menge. Zum ersten Mal live gab es die aktuelle Single You Know Nothing, was die Zuschauer begeistert aufnahmen. Der hochgewachsene Frontmann ließ es sich nicht nehmen, seine Frau zu erwähnen, die neben der Bühne mindestens genauso abfeierte wie das Publikum davor. Nach der genialen Anti-Überwachungs-Hymne War On Error mussten die Jungs am Höhepunkt der Stimmung zum allgemeinen Bedauern leider aufhören. Zum Abschluss animierte Rascal die Menge noch zum lauten Jubeln für die Organisatoren dieses Abends – so laut, dass es bis zum Kölner Tanzbrunnen noch zu hören sein sollte. Gemeinsam mit Florian, Jean-Pierre und Oliver, die er zu sich auf die Bühne holte, bedankte Rascal sich bei der Crew und allen Beteiligten und kündigte an, dass im Anschluss alle gemeinsam bei der großen Party weiter feiern würden.

Unter Deck war DJ Oren Amram schon bereit und legte Synthpop-Klassiker auf; so konnte die Party nahtlos weitergehen. Im Publikum konnte man übrigens etliche in der schwarzen Szene durchaus bekannte Gesichter ausmachen, die es sich wohl nicht nehmen lassen wollten, an diesem grandiosen Abend dabei zu sein!

Alles in allem ein rundum gelungenes Event und man kann sich schon aufs kommende Jahr freuen, denn am Freitag, den 24. Juli 2020 heißt es auf dem Eventschiff Achterdeck ein weiteres Mal: „Ahoi, ihr Rebellen!“

http://www.shipofrebels.de/

Autor: Luscinia

Photos Copyright: Marcel Kahner

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