25 Jahre Solitary Experiments! Um ihr Jubiläum gebührend zu feiern, luden Solitary Experiments in Berlin zur zweitätigen Party mit eigenem Auftritt an jedem der beiden Tage und darüber hinaus Konzerten von den befreundeten Bands S.P.O.C.K, SONO, Beborn Beton, Lights of Euphoria und Future Lied To Us ein. Da die Party mit diversen anderen Festlichkeiten in Berlin zum 30jährigen Mauerfall-Jubiläum zusammenfiel, feierte man dieses historische Ereignis gleich mit.
Was für eine Party! Es ist gewiss nicht übertrieben, jetzt schon als legendär zu bezeichnen, was sich an diesem Wochenende im Berliner Kesselhaus am Prenzlauer Berg abspielte; das Kesselhaus ist Teil der Kulturbrauerei, einem denkmalgeschützten, ehemaligen Brauereigelände mit verschiedenen Räumlichkeiten für Veranstaltungen.
Bereits am Freitag waren zahlreiche Gäste eingetroffen, man zählte rund 650 Besucher. Für die Fans gab es im Vorfeld die Möglichkeit, für 40 Euro Aufpreis eine Art VIP-Ticket zu erstehen (limitiert auf 50 Stück pro Tag). Dieses enthielt ein kleines Merch-Paket, bestehend aus einem Solitary Experiments-Beutel, 1-2 CDs und einem hochwertigen Schlüsselband mit VIP Pass, sowie bei einigen Paketen einer VR-Brille (?!). Außerdem konnte man in einem abgetrennten Bereich (auf der Empore) freie Getränke und Sitzmöglichkeiten nutzen und sich dort ausgiebig auch mit den verschiedenen geladenen Gästen und Mitgliedern der anwesenden Bands unterhalten, die immer wieder überall in der Location anzutreffen waren. Denn die Gästeliste mit Freunden der Band war lang und so begegnete man immer wieder illustren Persönlichkeiten aus der Electro-Szene.
Ein besonderes Geschenk gab es für die ersten 300 Besucher, die schnell genug waren: Sie konnten ein Exemplar der begehrten Jubiläums-Compilation abstauben!
Außerdem stand im Eingangsbereich eine Fotobox bereit, von der man sich fotografieren lassen konnte, was rege genutzt wurde; die Fotos wurden ein paar Tage nach dem Event bei Facebook veröffentlicht.
Der Moderator des Tages, Jens Dormgörgen, eröffnete die Veranstaltung, und mit der deutsch-dänischen Electro-Band Lights of Euphoria ging es pünktlich um 19:30 Uhr los. Der schillernde Frontmann Jimmy und seine Mitstreiter Thomas und Torben konnten das Publikum sofort mitreißen und sie spielten 50 Minuten lang eine solide Mischung von Songs aus ihrem bisherigen Schaffen (seit 1992!), wie z.B. Schwarze Sonne.
Im Anschluss folgten die gut gelaunten Schweden von S.P.O.C.K (Star Pilot on Channel K), die ihre Musik und ihr gesamtes Auftreten dem Thema Star Trek verschrieben haben; es gab ihre beliebten Synthpop-Songs wie Dr McCoy, Never Trust A Klingon oder Astrogirl zu hören, die der lebhafte Frontmann Alexander „Android“ Hofman abwechslungsreich präsentierte, mit tatkräftiger Unterstützung seiner beiden Keyboarder Val Solo und Johan „Yo-Haan“ Malmgren. Im Publikum konnte man sogar einen Fan in Star Trek Uniform ausmachen, und auch sonst kamen die sympathischen Schweden gut an und wurden 75 Minuten lang gebührend gefeiert.
Als Headliner des Freitags standen um 22:15 Uhr die Gastgeber Solitary Experiments auf dem Programm und mit einer Spielzeit von guten 2 Stunden konnten sie sich – und damit auch die Fans im Publikum – so richtig austoben, denn auf der Setlist standen inklusive Zugaben 26 Songs! Nach einem kurzen Intro ging es mit Road To Horizon gleich in die Vollen. Es folgten einige Kracher aus der 25jährigen Geschichte (u.a. Self Deception, Still Alive, Pale Candle Light), aber auch Songs vom aktuellen Album „Future Tense“, z.B. I Am. Die fünf Musiker, traditionell in rote Hemden mit schwarzen Krawatten gekleidet, überraschten die Zuschauer mit Gastsängerin Elena Fossi (Kirlian Camera) – übrigens an diesem Wochenende die einzige Frau auf der Bühne! – und später mit Boris May (Klangstabil). Sänger Dennis, die Keyboarder Michael und Markus sowie die zwei(!) Drummer Frank und Sebastian lieferten vor einem begeisterten Publikum eine energiegeladene Show ab. Mit Brace Yourself! vom aktuellen Album war der Hauptteil der Show beendet, aber die Jungs ließen sich nicht lange bitten und erschienen bald noch mal für ein Zugabe-Set. Mit Rise And Fall ging der offizielle Teil des Abends gegen halb 1 zu Ende und es ging nahtlos in die Aftershow-Party über, auf der bis nach 2 Uhr ausgelassen weiter gefeiert wurde.
Der Samstag begann etwas früher mit der Eröffnung durch das Moderatorenduo diesen Tages, Joke Jay und Rick (And One) – beide in schicken Mänteln – und so konnten Future Lied To Us, die „Supergroup“ aus Sänger Tom Lesczenski ([:SITD:]), Virtuose Vasi Vallis (u.a. Frozen Plasma) und Soundmaster Krischan Wesenberg (u.a. Rotersand) bereits um 18:00 Uhr loslegen. Die drei Musiker überzeugten mit eingängigen Synthpop-Perlen wie Born In Silence oder Falling, und das Publikum ließ sich leicht mitreißen. Ein Wermutstropfen war das fehlende Drops Of Silver, aber das war in Anbetracht der übrigen Songs leicht zu verschmerzen.
Einige Hardcore-Fans von Solitary Experiments belagerten bereits jetzt die erste Reihe, um nachher bloß nicht weiter hinten stehen zu müssen, und wichen bis zum Ende des Tages beharrlich nicht vom Fleck. An diesem Tag wurden in der Tat noch mal 200 Besucher mehr als am Vortag erwartet, was sich auch bald in der Halle abzeichnete.
Mit Beborn Beton, die in diesem Jahr sogar ihr 30jähriges Bühnenjubiläum feiern, stand im Anschluss wieder ein Urgestein der Electro- und Synthpop-Szene auf der Bühne. Mit Songs wie dem emotionalen Last Day On Earth oder dem Dancefloor-Knaller Im Innern einer Frau feierten Sänger Stefan Netschio und die beiden Keyboarder Micha und Stefan gemeinsam mit den Fans eine volle Stunde lang.
SONO aus Hamburg brachten vielseitigen Electro-Pop mit Techno-Einflüssen mit und kamen damit bei den Zuschauern sehr gut an; im Publikum wurde es immer voller und es war fast nicht mehr möglich, nach vorne durchzukommen. Sänger und Multitalent Lennart, der neben seinen Aktivitäten bei SONO auch auf Singer/Songwriter-Pfaden wandelt und u.a. Musik für Kinderserien komponiert, schnappte sich immer wieder die Gitarre, während seine beiden Mitmusiker Florian und Martin an den Tasten und Knöpfen drehten. 75 Minuten lang spielten sie abwechslungsreiche, melodische und bisweilen experimentell angehauchte Stücke wie z.B. Somewhere Beyond The Sea, A New Cage und Perfect Harmony, und zum Abschluss natürlich noch den großen Hit Keep Control.
Auch an diesem Tag beglückten Solitary Experiments gegen 22 Uhr als Headliner die Fans mit einer über zwei Stunden-Fulltime-Show. Die Setliste umfasste auch an diesem Abend 26 Songs, unterschied sich aber gravierend von der vom Vortag – schließlich sollten es zwei unterschiedliche Konzerte werden. Bis auf die Songs Immortal, Epiphany und Brace Yourself! gab es also völlig andere Stücke. Dynamisch und temperamentvoll wie am Vorabend präsentierten die fünf Musiker weitere Kracher aus der 25jährigen Bandgeschichte wie Odyssey Of Mind, das ruhigere Out In The Rain oder Every Time vom aktuellen Album. Auch die Single Crash and Burn und der Klassiker Stars wurden selbstverständlich nicht ausgelassen. Ihre Musik wird von ihnen selbst als „Solid, catchy, high quality electro sounds with attitude“ bezeichnet, und das trifft es genau auf den Punkt: Eingängige Melodien und wummernde Bässe, die sofort zum Tanzen und Mitfeiern animieren; Die Ansage von Sänger Dennis „Wir machen Tanzmusik!“ ließen sich die Fans nicht zwei Mal sagen, es war eine einzige riesige Party und die Menschen feierten bis in die letzten Reihen ausgelassen.
Im Publikum fanden sich an vielen Stellen mehrere Fans, die wie ihre Vorbilder auf der Bühne in roten Hemden und mit schwarzen Krawatten gekommen waren. Für einen Song wurde sogar der Ex-Keyboarder Steve Graeber zurück auf die Bühne geholt. Als Zugaben gab es noch die live schon bekannte Coverversion von Nobody‘s Diary (Yazoo) und einige andere Stücke, bevor es, auch wieder gegen halb 1, mit der Aftershow Party weiter ging.
Auch an diesem Tag waren zahlreiche Mitglieder anderer Electro-Bands als Freunde der Gastgeber anwesend, die sich unters Volk mischten und von vielen Fans freudig erkannt und begrüßt wurden, und so konnte man gemeinsam noch eine Weile feiern.
Autor: Luscinia
Photos Copyright: MK_Concert_Photos (Marcel Kahner)