Stay At Home Streaming Festival 2020

Besondere Zeiten erfordern manchmal auch besondere Maßnahmen…

Diesen Satz hört man zur Zeit wohl öfter. Aufgrund der aktuellen Corona Krise und den damit zusammenhängenden Beschränkungen finden zur Zeit in Deutschland nirgends Konzerte oder Festival statt.

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POPoNAUT - Mikrofon/gelb

In den letzten Tagen haben auch schon mehrere Bands eigene Live-Streams ausgestrahlt, um ihren Fans ein wenig die Ausgangs-/Kontaktbeschränkung zu versüßen.

Kai Niemetz, Alex Fröbel und Hagi Grimm – die Köpfe hinter dem Stay At Home Festival – haben sich aber etwas größeres einfallen lassen. Dass sie das zum erstem Mal machten, merkte dabei niemand. Gerade mal 3 Wochen ist es her, dass sie mit ihrer Idee an die Öffentlichkeit gegangen sind. Und natürlich ist das keine Veranstaltung, die über Monate oder gar Jahre geplant wurde. Schließlich spüren wir die Auswirkungen der Corona Epidemie erst seit wenigen Wochen. Das Stay At Home sollte ein Statement aus der Szene – für die Szene sein. Und es sollte etwas einmaliges sein und bleiben.

In den darauffolgenden Tagen wurden dann nach und nach die teilnehmenden Bands und die verantwortlichen Köpfe hinter dem Festival vorgestellt.

Doch auch sonst ist viel passiert. Es wurde sich um die grafischen Details für die Facebook Seite gekümmert und zusammen mit HM99 wurde sogar ein Merch Bundle auf die Füße gestellt. Stay At Home Tasse + T-Shirt für 20,20€ – mehr als fair.

Mit der Zeit war man immer gespannter, wie das Ganze dann ablaufen würde – und was die einzelnen Bands denn beitragen würden – und in welcher Form. Immerhin wurde dann am 01.04.2020 die Running Order bekannt gegeben:

  • 17.00 – 17.35 Uhr Logic & Olivia (official) (DrumSet von Kalle Vogel)
  • 17.40 – 18.35 Uhr Egoamp
  • 18.40 – 19.35 Uhr NOYCE™
  • 19.40 – 20.25 Uhr RROYCE
  • 20.30 – 21.00 Uhr JanRevolution
  • 21.00 – 22.00 Uhr VERSUS
  • anschl. After-Show-Streaming-Party aus dem Bunker Dresden mit DJ Phil Violence & Julsi Sioux

Da Versus ihr Konzert live aus dem Bunker in Dresden streamen wollten und dort um 22:00 Uhr das Feld räumen mussten, wurde der Beginn auf 17:00 Uhr festgelegt – aber da man ja eh nichts anderes vorgehabt haben dürfte, sollte das für die Interessierten ja auch kein Problem gewesen sein 😉

Die Eröffnung

Gespannt warteten schon zahlreiche unter Entzug leidenden Konzert- und Festivaljunkies auf den beginn des Livestreams – oder besser gesagt der Playlist – und im für das Festival eingerichteten Discord Chat.
Kurz vor 17:00 Uhr ging es dann auch los. Den Anfang machte Peddy Sadighi von neuwerk Music, der ein paar Worte zur aktuellen Lage an uns richtete. Wie sich bestimmt jeder denken kann, ist das derzeit eine äußerst schwere Zeit für Künstler, Clubs und Veranstalter…

Im Anschluss daran gab es eine Premiere: Beyond Border präsentierten ihre brandneue Single „Construction“ exklusiv in der Playlist des Stay At Home Festivals. Und die stellte sich als grandiose Einstimmung heraus auf das, was noch kommen sollte.
Direkt im Anschluss gab es dann die Anmoderation von Jens „Puppekopp“ Domgörgen, den Alex, Hagi und Kai als Moderator für das Festival gewinnen konnten. Jens sollte den meisten ja schon von anderen Veranstaltungen ein Begriff sein – nicht zuletzt vom Amphi Festival.

Logic & Olivia

Von Logic & Olivia gab etwas, das man sonst eher selten bei Konzerten bekommt: Freie Sicht auf den Drummer! Normalerweise werden Drummer in der dunkelsten Ecke der Bühne versteckt und zusätzlich noch in dichte Nebelschwaden gehüllt. Aber hier war alles anders. Denn Kalle Vogel war – gut beleuchtet und ohne Nebelmaschine – das einzige Bandmitglied, das quasi „Live zu sehen“ war. Er erfreute uns mit einem kräftigen Drumset, während der Rest vom Band lief und immer wieder mit Live Videomitschnitten vom Amphi Festival 2019 untermalt war. Und so kommt es, dass es – anders als von mir im Vorfeld angekündigt – nun doch Fotos vom Stay At Home Festival gibt; na gut fast… es gibt Fotos vom Logic & Olivia Gig beim Amphi 2019 und wer aufgepasst hat, hat mich vielleicht auch im Video entdeckt 😉
Die Fotos vom Amphi 2019 gibt es übrigens hier:

Egoamp

Nach einer kurzen Anmoderation von Jens waren dann Egoamp an der Reihe.

Von dem Quartett – bestehend aus Asmodi Caligari (Vocals, Percussions, Melodica Soprano), René Castle (Backingvocals, Maschine), Jane Overnight (Backing Vocals, Percussion, Keys) – bekamen wir nun eine 40-minütige Aufzeichnung ihres Studiokonzertes im Tonstudio Keusken in Haldern aus dem November 2018 zu sehen. Sie gaben dabei ihre Gassenhauer zum Besten und beendeten ihr Konzert mit einem Cover von „Sweet Dreams“ als zweiter Zugabe.

NOYCE™

Die nächste Band, die von unserem Moderator Jens angesagt wurde, waren NOYCE™. Auch wenn hier die Playlist etwas durcheinander geriet – was dazu führte, dass man direkt zur Anmoderation der nächsten Band gelangte – so konnte man sich doch schnell behelfen und das Video von NOYCE™ nochmal selber aufrufen.

Die sympatische Düsseldorfer Formation, bestehend aus Florian Schäfer (Gesang), Oliver Goetz (Synthies), Jens Schilling (Drums) & Jessica Keuther (Violine), beglückte uns mit einem Live Mitschnitt vom Infest Festival in Bradford aus dem Jahr 2017.

Leider gab es nur eine Kameraperspektive, welche beim FOH war, in dessen Nähe auch die Bar war. Das führte dazu, dass man außer der Band auch noch die Stimmen der Festivalgäste an der Bar hörte. Aber irgendwie störte das auch nicht – erhöhte es doch das Festival Feeling zu Hause auf dem Sofa 😉 Die Zeit verging wie im Flug, während wir dem Auftritt beiwohnten.

RRoyce

Um 19:40 bekamen wir dann wieder Jens zu sehen, der mit RRoyce die nächste Band ankündigte.

Von dem Dortmunder Trio bestehend aus Casi (Gesang), Kay (Keyboard) und Al (Gitarre) gab es einen Videomitschnitt vom E-Tropolis Festival 2019.

RRoyce verstehen es jedesmal, ihr Publikum mitzureißen. Egal ob im kleinen Club, auf der Orbit Stage vom Amphi, oder eben wie hier zu sehen beim E-Tropolis in der Turbinenhalle in Oberhausen. Damals feierte ihr Titelsong zum aktuellen Album „Parallel Worlds“ Premiere. Außerdem gab es mit „Full Speed Half Sight“, „Who Needs“ und „Pyroclastic Flow“ – um hier nur ein paar der Songs zu nennen – eine tolle Auswahl aus ihrer Discografie.

JanRevolution

Gegen 20:30 Uhr wurden dann JanRevolution von Moderator Jens angesagt. Obwohl auch JanRevolution bereits vorab aufgezeichnet war, war es doch etwas anderes, als das was wir bislang zu sehen bekommen hatten.
Jan, Alex und Rene haben im Vorfeld vom Stay At Home extra für dieses Event ein Set aus 5 Songs unabhängig voneinander aufgenommen und sich dabei gefilmt. Jeder dabei natürlich an seinem Wirkungsbereich. Jan am Mikro, Alex Noize an der Gitarre und Rene Schneider am Keyboard. Im Anschluss wurden die Audiospuren synchronisiert und gemastert und Chris Kahnt von invispect visuals hat diese dann mit den Videos synchronisiert und daraus ein Konzertvideo mit Videokonferenz-Charme erstellt.

Ich finde, das ist eine grandiose Idee, welche perfekt umgesetzt wurde. Ursprünglich war geplant, das Konzert in einem Weißenfelser Club aufzunehmen, aber aufgrund der Kontaktbeschränkungen war dies nicht möglich und man hat sich dann für die gelungene Alternative entschieden.

Versus

Nach JanRevolution war noch etwas Zeit, bis Versus für ihren Live-Stream im Bunker bereit waren, die uns von Hagi mit ein paar Musikvideos verkürzt wurde. Schließlich war es soweit, Jens brachte seine letzte Ansage des Abends und wir bekamen das Livebild aus Dresden zu sehen.

Einige Zuschauer waren anfangs etwas irritiert, stand Keyboarder Daniel Kresche doch etwas steif an seinem Arbeitsgerät. Doch wie sich heraus stellte, wurde er hier von einer Schaufensterpuppe gedoubelt, denn er durfte – wie konnte es anders sein – aufgrund der vorherrschenden Beschränkungen nicht persönlich teilnehmen. Leider scheiterte auch die geplante Videoschalte zu ihm, so dass der Stream dann doch ganz ohne ihn stattfinden musste. Aber daran scheiterte es natürlich nicht. Sänger Andrè Steinigen und Keyboarder Roman Forner zogen die Sache souverän durch und gaben bis ca. 22:00 Uhr ihr Bestes. Sie starteten ruhig mit „Welle 7“, erhöhten aber schnell das Tempo mit „Freakwaves“, „Schenk mir Zeit“ und „Immer Dann“. Auch „Faith over your Fear“ – einem Frozen Plasma Cover, das Andrè mit eigenem emotionalen Text versehen hat – bekamen wir zu hören.

Was hier noch besonders auffiel, war, dass Andrè zur Abwechslung mal Schuhe auf der Bühne trug. Bislang habe ich ihn immer nur barfuß erlebt 😉

Nach Versus gab es dann noch eine After-Show Party mit DJ Phil Violence & Julsi Sioux, die aus dem Bunker übertragen wurde.

Fazit

Abschließend bleibt eigentlich nur noch eines übrig:

Danke!

Danke an die Organisatoren Alex, Hagi und Kai. Danke an Moderator Jens „Puppekopp“ Domgörgen. Und natürlich Danke an die die Bands Logic & Olivia, Egoamp, NOYCE™, RRoyce, JanRevolution und Versus. Darüber hinaus Danke dem Team vom Bunker, die es Versus ermöglichten, ihren Live-Stream dort aufzuzeichnen und natürlich allen, die das technisch umgesetzt haben.

Für die vergangenen Stunden konnten wir etwas die aktuelle Krise vergessen und konnten ein paar schöne Momente mit guter Musik erleben und uns – zumindest per Discord Chat – mit einigen netten Menschen unterhalten.

Alles in Allem ein Event, welches wir so – oder so ähnlich – hoffentlich nicht zum letzten Mal erleben durften, solang die Beschränkungen bestehen, und Konzerte und Festivals nicht stattfinden können.

Wie später auf der Facebook Seite von Versus zu lesen, gab es in Dresden wohl ein paar aufmerksame Bürger in der Nachbarschaft des Bunkers, die der Polizei von den Geschehnissen dort berichteten, die dem natürlich nachging. Nachdem sie festgestellt haben, dass alle Vorgaben eingehalten und auch weiterhin umgesetzt wurden, wurde die Ausfahrt zum Club wieder freigegeben und alle konnten wieder nach Hause fahren. Dennoch wurde das Video vom Versus-Auftritt samt After-Show Party noch am selben Abend von Youtube gelöscht. Ob das mit dem Erscheinen der Polizei zu tun hat – man weiß es nicht. Versus versuchen uns das Video zu späterer Zeit nochmal nachzuliefern.


Autor: Marcel Kahner
Fotos Logic & Olivia @ Amphi Festival 2019: Marcel Kahner / MK_Concert_Photos
Flyer: Alex Fröbel / Pixel Breed

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