Dark im Park, 18.06.2022, Freilichtbühne Artern (Thüringen)
Nach 2 Jahren Pause konnte das Dark im Park-Festival in diesem Jahr endlich wieder stattfinden. Bei brütender Hitze am bisher heißesten Tag des Jahres feierten rund 350 Besucher*innen neun elektronische Bands auf der Freilichtbühne im Salinepark Artern.
Zwei Mal in Folge musste das Dark im Park Festival nun schon coronabedingt verschoben werden. Ursprünglich als 2-Tages-Event geplant, wurde es letztendlich aufgrund der besonderen Umstände und gestiegenen Kosten in allen Bereichen doch wieder auf einen Tag verkürzt, was dem Festival aber keinen Abbruch tat. Ein Bereich zum Zelten und ein Parkplatz für Wohnmobile wurden im Vorfeld dennoch ausgewiesen und auch das nahe gelegene Soleschwimmbad konnte zur Abkühlung beitragen. Die Freilichtbühne liegt idyllisch im Salinepark unter Bäumen, so dass auch tagsüber an vielen Stellen Schatten zur Verfügung stand, um der knallenden Sonne auszuweichen.
Etwas später als geplant begann gegen 14:30 Uhr der Einlass und die ersten Fans strömten auf das Gelände. Direkt hinter dem Eingang befanden sich zwei kleine Pavillons, an denen Merchandise-Artikel von einigen der auftretenden Bands erworben werden konnten.
Die Erfurter Bäckerei Roth war mit ihrer „Eisfeuerwehr“, einem alten umgebauten Barkas B1000 DDR-Feuerwehrauto, schon vor Ort und sorgte für Abkühlung mit verschiedenen Eissorten. Es gab dort aber auch Kuchen und frische Waffeln. Außerdem konnte man nebenan gekühlte Getränke erwerben. Der Foodtruck, der das kulinarische Angebot um Burger und andere Leckereien erweitern sollte, konnte wegen eines Unfalls bei der Anfahrt nicht wie geplant bereitstehen. Hier wurde schnell improvisiert und stattdessen gab es Thüringer Bratwürste frisch vom Grill und Pommes. Das Angebot wurde von den Besuchern und Besucherinnen sehr gut angenommen – Bratwürste und Pommes gehen halt immer!
Ebenfalls der Reduzierung zum Opfer gefallen ist der ursprünglich geplante Toilettencontainer; dafür standen für die Besucher*innen 3 Dixie-Klos bereit, was zu späterer Stunde im Dunkeln zu einem echten Abenteuer werden konnte. Fließendes Wasser gab es auf dem Gelände für die Gäste leider nicht, was angesichts der vorherrschenden Hitze etwas schade war.
Pünktlich um 15 Uhr eröffnete Organisator Thomas Wüst das Festival und begrüßte die schon anwesenden ca. 100 Besucher. Dann startete auch schon die erste Band digital ENERGY aus Nordhausen und Minden. Sie spielten u.a. die aktuelle Single All is a lie, aber auch schnellere Stücke wie Trust und Killer.
Im Anschluss gab die Electro-Wave-Formation End of Transmission ihr live-Debut und Sänger Schubi kündigte an, dass ihr erstes Album „Cause And Effect“ voraussichtlich noch in diesem Jahr erscheint. Man darf gespannt sein!
Nach kurzer Umbauphase betraten gegen 16:40 Uhr Plastikstrom aus Reutlingen die Bühne. Die beiden Männer präsentierten energiegeladen ihren minimalistischen EBM mit eigenwilligen deutschen Texten, wobei sie mit Titeln wie Wandertag im Publikum teils für Verwunderung sorgten, aber dennoch gute Stimmung erzeugten und die Leute zum Tanzen anregten. Den Song Tote Stadt widmeten sie ihrer Heimatstadt – dort ist wohl nicht besonders viel los. 😉
Mit Cryo wurde es nach der Ankündigung durch Thomas nochmals eine Stufe härter. Auch hier ließ sich das Publikum sehr gut mitreißen und inzwischen war der Schattenbereich vor der Bühne auch schon etwas größer geworden, so dass man nun vor der Bühne tanzen konnte, ohne sofort zu verbrennen. Bei dem Song In Your Eyes gab es einen kleinen Stromausfall, der aber schnell behoben wurde, und so konnte man den Song dann noch einmal in voller Länge genießen. Die gut gelaunten Schweden präsentierten noch einige Songs wie Hit Me Once und Sanatarium und spielten bis kurz nach 18 Uhr.
Mit Psyche wurde es erst mal wieder etwas ruhiger. Die „Dark Synthpop Legends of the 80s“ lieferten einen souveränen Auftritt ab und spielten sich durch ihr gesamtes Repertoire. Von Klassikern aus den 80ern wie Unveiling the Secret bis zu neuen Titeln u.a. vom 2020er Album „Intimacy“ war alles dabei; letztere konnten sie hier zum ersten Mal live aufführen. Auch der Klassiker Goodbye Horses durfte nicht fehlen. Zusätzlich präsentierte der sympathische Sänger Darrin Huss den „nagelneuen Psyche-Titel“ Truth Or Consequence.
Im Anschluss kam Endzeit-Stimmung auf mit Intent:Outtake. Die jungen Männer aus Leipzig betraten die Bühne in gewohnt martialischem Outfit und zunächst noch düster geschminkt. Die Schminke ging allerdings schon während des ersten Songs baden, nachdem Sänger Bastian sich die Maske vom Gesicht riss und sich ob der Hitze mit kaltem Wasser etwas Abkühlung verschaffte. Der Gastmusiker Chris L. an den Keys hielt mit seiner Maske deutlich länger durch. Nach Krachern wie Eclipse und der Ballade Der letzte Tanz gab es auch den neuen Song Tic Toc Tod zu hören. Chris L. übernahm bei einem Stück den kompletten Gesangspart und mischte bei einigen anderen Songs hier und da mit, aber die Jungs hätten ihren Auftritt auch ohne die prominente Unterstützung aus Berlin sehr gut gemeistert.
Gegen 21 Uhr ging es weiter mit The Invincible Spirit. Frontmann Thomas Lüdke stellte seine Band kurzerhand selbst vor und diese legte daraufhin sofort los – aufgrund des schon leicht verschobenen Zeitplans keine schlechte Idee, um die Spielzeit optimal auszunutzen und die Verspätung wieder einzuholen. Der seit 1986 aktive Musiker hat ein beachtliches Repertoire an Hits angesammelt und präsentierte gemeinsam mit der festen Keyboarderin Anja V. und dem Gastmusiker Häusi Eisenkumpel einen Querschnitt aus mehr als 35 Jahren Electro-Wave. Die Band spielte nicht nur eigene Songs wie Devil Dance und Contact, sondern auch eine Cover-Version von Joy Divisions Atmosphere. Club-Klassiker wie Irregular Times und Push begeisterten das Publikum ebenso wie das ruhige Anyway vom gleichnamigen 2016er Album.
Mit den Absurd Minds ging die Party unvermindert weiter. Vom ersten Song an heizten die vier Dresdener Musiker dem Publikum ordentlich ein und Keyboarder Nick fegte über die Bühne, um die Zuschauer und Zuschauerinnen zum Mitfeiern zu animieren. Mit Erfolg! Sänger Stefan und seine Jungs konnten die Songs von ihrem 2020 kurz vor der Corona-Krise veröffentlichten Album „Sapta“ bisher noch kaum live spielen und nun bot sich endlich eine Gelegenheit dafür. Den Titel A Light That Shone schrieb Stefan für seinen Großvater. Es gab aber auch viel Älteres zum Mitmachen, z.B. die Klassiker I’m Dying Alone, Stop The Fall oder Serve or Suffer. Für zwischenzeitliche kleine Texthänger entschuldigte sich die Band – sie hatten zu lange nicht gespielt und müssen nun erst wieder reinkommen. Das macht doch nichts! Mit Brainwash beendeten sie ihr Set kurz nach 23 Uhr, für lautstark geforderte Zugaben blieb leider keine Zeit.
Die Berliner Solitary Experiments starteten mit anfänglichen Sound-Problemen, so dass man zunächst von Sänger Dennis nicht wirklich viel gehört hat. Dies konnte jedoch innerhalb des ersten Songs Every Time behoben werden – so ist das ist eben live! Die fünf Jungs mit den roten Hemden und schwarzen Krawatten hatten sich für den Abend vorgenommen, nicht lange zu reden, sondern „Hit after Hit“ zu spielen. Und so kam es auch! Trial And Error, Crash&Burn, Immortal, Delight, Stars – eine Perle der elektronischen Tanzmusik jagte die nächste. Dazwischen stellte die Band auch gleich schon mal ihre neue Single Wonderland vor, die ab dem 01.07.2022 auf allen gängigen Online-Portalen veröffentlicht wird! Termin vormerken! Das Publikum nahm alles dankbar an und feierte ausgelassen. Knapp eineinhalb Stunden lang erfreuten sich die Fans – die aktuelle Single Every Now And Then, das ältere Pale Candle Light oder der Klassiker Rise And Fall – es wurde nichts ausgelassen! Die fünf Musiker hatten merklich Spaß an der Sache und verausgabten sich auf der Bühne. Aber irgendwann musste sich auch dieses Konzert leider dem Ende entgegen neigen. Zum Glück gab es hier noch Zugaben! Traditionell folge das Yazoo-Cover Nobody‘s Diary und als wirklich allerletztes Stück um kurz nach 1 Uhr – „damit ihr gut schlafen könnt“ – gab es das ruhigere, melodische Epiphany.
Wer nun noch immer nicht genug hatte, konnte auf der Aftershow-Party mit DJ Tom noch eine Weile weiter feiern.
Zum Abschluss bleibt nur eins zu sagen: Nächstes Jahr wieder, das ist doch klar!
Autor: Luscinia
Photos Copyright: MK_Concert_Photos