In diesem Jahr konnte das erste Black Lower Castle Festival endlich wie geplant stattfinden. Bei angenehmem, trockenem Wetter feierten rund 500 Besucher*innen fünf Bands aus der Synthiepop-Szene mit Headliner Mesh auf dem Gelände der Niederburg in Kranichfeld.
Trotz der zweimaligen coronabedingten Verschiebung haben die Bands ihre Zusagen zum Festival nicht zurückgenommen und das erste Black Lower Castle Festival konnte in dem ursprünglich geplanten Line-up stattfinden. Wie so oft bei Veranstaltungen von „Synthiepop-Partys“ unter Federführung von Angela Schreiber wurde auch dieses Festival von Vita Cola gesponsert. Außerdem hatte sie sich zusätzlich die Unterstützung der Watzdorfer Brauerei mit ins Boot geholt. Herzlichen Dank hierfür!
Die Veranstalter hatten freundlicherweise die Freigabe erhalten, dass die Besucher auf der Wiese neben dem Parkplatz campen dürfen.
Pünktlich um 16 Uhr begann der Einlass. Auf dem Gelände, das direkt neben der Falknerei liegt, gab es einen Bereich für die Merchandise-Stände der Bands, außerdem wurde für das leibliche Wohl gesorgt: Es gab Bratwurst, Rostbrätel und Pulled Pork Burger, und mit „ohne Tier“ gab es Pommes und Gemüsepfanne. Zusätzlich war die Erfurter Bäckerei Roth mit ihrer „Eisfeuerwehr“ – einem alten umgebauten Barkas B1000 DDR-Feuerwehrauto – vor Ort und hatte verschiedene Eissorten und frische Waffeln im Angebot. Ein Renner waren hier die schwarzen Eiswaffeln!
Um 17 Uhr ging es wie geplant los und Casi, Sänger von RROYCE – einer der später auftretenden Bands – wurde im Vorfeld zum Moderator erkoren. Er und die Veranstalterin Angie begrüßten die Besucher*innen und Angie bedankte sich bei allen Beteiligten und ihren Sponsoren. Casi als erfahrener Musiker und Anheizer stimmte das Publikum gleich richtig ein auf die erste Band A Spell Inside. Die 3 Männer aus Düsseldorf/Neuss präsentierten einen Querschnitt aus ihrem Schaffen seit den frühen Neunzigern bis heute. Im Herbst werden sie übrigens einige Konzerte gemeinsam mit RROYCE spielen!
Im Anschluss führte Casi unterhaltsam weiter durchs Programm und kündigte Adam is a Girl aus Berlin an. Die Sängerin Anja und ihr Schlagzeuger Alexander im Star Wars-Shirt boten ruhige bis schnelle Indiepop-Songs dar wie z.B. Soldier, der ihnen sehr viel bedeutet. Sie beendeten ihren Auftritt mit Goodbye Berlin.
Nach kurzer Umbauphase betraten gegen 18:55 Uhr RROYCE die Bühne, nachdem Casi sie und damit auch sich selbst ankündigte. Die Spaßvögel aus Dortmund legten sofort los – es gilt, keine Zeit zu verlieren – denn eigentlich war der Auftritt erst für 19 Uhr angesetzt. Da fällt einem doch glatt die Tüte Pommes aus der Hand! Casi, Kay und Al haben sich dem Geist der 80er Jahre verschrieben und heizten dem Publikum ordentlich ein mit Songs wie dem mitreißenden Parallel Worlds oder dem melodischen Full Speed, Half Sight. Einige Vertreter ihrer soliden Fanbase waren auch wieder Start und unterstützen ihre Lieblingsband lautstark. Casi erwähnte mehrmals, dass die Band im Herbst mit ihrem neuen Album „RROARR“ auf Tour gehen wird und sich über jeden Besucher freut („Wir sind zwar nicht mehr jung, aber wir brauchen das Geld trotzdem!“). Es gab auch schon einige Songs vom kommenden Album zu hören, sozusagen als Weltpremiere. Der Klassiker Run Run Run, bei dem Casi sich unten vor das Publikum stellt und gemeinsam mit den Fans vor- und zurück läuft, wurde in Anbetracht der Location etwas modifiziert, indem sich alle seitwärts drehten und sich dann von links nach rechts (und zurück) vor der Bühne bewegten, denn auf den Stufen konnte man das natürlich nicht durchführen. Der Song bringt allen Beteiligten immer viel Spaß!
Als nächstes waren die von vielen Fans heiß erwarteten Solar Fake an der Reihe. Nach dem ersten Song Sick Of You begrüßte Frontmann Sven Friedrich die Fans und freute sich, dass sie alle gekommen sind („das wäre sonst auch total blöd“). In eineinhalb Stunden konnten die drei Berliner viele ihrer bekanntesten Hits präsentieren, wie z.B. Pretty Life oder Under Control. Die Besucher nahmen alles begeistert an und sangen oft lautstark mit, z.B. bei Not What I Wanted, und tanzten ausgelassen, z.B. bei Parasites. Sänger Sven sprang energiegeladen über die Bühne und auch Keyboarder und Bassist André tobte sich aus. Aber auch ruhigere Stücke wie Where Are You wurden nicht ausgelassen. Als Zugabe gab es noch die Coverversion von HIMs Join Me (In Death), die beim Publikum immer gut ankommt.
Um 22:20 Uhr wurde es Zeit für die Headliner Mesh! Die Synthpopper aus Bristol in England starteten mit My Protector, doch leider hörten die Zuschauer*innen fast das gesamte erste Stück lang Mark Hockings Gesang nicht. Schade! Erst gegen Ende des ersten Songs konnten die Probleme dann behoben werden. Die Synthpop-Urgesteine sind schon seit Anfang der Neunziger aktiv und so konnten sie aus ihrem reichhaltigen Repertoire schöpfen. Die Fans freuten sich über alles und feierten ausgelassen, z.B. zu From This Height, Leave Us Alone und vor allem Friends Like These, bei dem auf der Videoleinwand viele Fotos von Mesh-Fans gezeigt wurden. Auch die ruhigeren Stücke wie das melancholische The Traps We Made oder To Be Alive kamen gut an.
Mittendrin brachte jemand ein paar Drinks in Gläsern auf die Bühne und Mark erklärte, es sei „Banodka“ – also Bananensaft und Wokda – „Very delicious. And strong.“ – okay?! Schnell ging es weiter im Programm mit weiteren Synthpop-Perlen aus dem Hause Mesh. Der Sänger mit der Wollmütze als Markenzeichen und der Keyboarder und Gitarrist Richard Silverthorn wurden auf der Bühne von Drummer Sean Suleman und dem Gast-Keyboarder Mark Trueman (von der Band Sinestar) unterstützt.
Mit den Zugaben My Saddest Day und Taken For Granted sollte zunächst nach eineinhalb Stunden Schluss sein, aber die Fans hörten selbst dann nicht auf zu singen „I need to start again, take me far away“, als die Band schon hinter der Bühne verschwunden war, und statt nach einer weiteren Zugabe zu rufen, sangen sie beharrlich weiter. Eine tolle Atmosphäre! Schließlich kam die Band noch mal für einen letzten Song auf die Bühne und mit Not Prepared wurde das Konzert gegen Mitternacht gebührend abgeschlossen. Was für ein überwältigender Abend!
Fazit: Das erste Black Lower Castle Festival kann definitiv als voller Erfolg bezeichnet werden. Dies könnte der Beginn einer wunderbaren Festival-Reihe werden!
Autor: Luscinia
Photos Copyright: MK_Concert_Photos