Pool of Darkness Festival 5.0, 18.08.2018, Dachwig
Rund 350 Besucher feierten auf dem Freigelände am Bahnhof Dachwig/Thüringen ausgelassen mit mit acht Bands, unter anderem Solitary Experiments und Elegant Machinery, bei schönstem Wetter zu feinster elektronischer Musik.
Das Festival und der Veranstaltungsort sorgten im Vorfeld für einigen Wirbel – wurde doch zunächst wie im Vorjahr das nahe gelegene Freibad Kirchheilingen zugesagt, dann plötzlich ins Freibad Dachwig verlegt und vom dortigen Betreiber sofort dementiert – aber am Ende wurde alles gut und die Veranstalter Tom und André stampften zuverlässig in kürzester Zeit auf neuem Gelände in Dachwig ein gut strukturiertes, harmonisches Festival aus dem Boden. Das bewährte Motto „Festival – Party – Baden – Zelten“ ließ sich dort leider nicht mehr zu 100% umsetzen, denn die Besucher erhielten zwar freien Eintritt im benachbarten Freibad, aber ob man sich die Mühe machen wollte, dort hin zu laufen, während man doch für die Musik und die Freunde vor Ort war?
Der abgetrennte Zeltplatz befand sich direkt neben der Bühne und durch den familiären Charakter mit nur ca. 350 Besuchern blieb das Gelände überschaubar und die Wege kurz. Man konnte quasi von fast überall alles mitverfolgen und verpasste so gut wie nichts. Für Verpflegung mit Currywurst, Bratwurst, Nudeln und Gulasch, Kartoffelsalat oder Pommes zu moderaten Preisen sorgte die örtliche Feuerwehr. Der ebenfalls anwesende, beliebte Röstkloß-Wagen ist längst kein Geheimtipp mehr, man konnte dort unglaublich leckere Röstklöße wahlweise mit Gulasch oder Chili, Käsesoße oder auch in süß, z.B. mit Apfelmus bekommen. Später kam noch ein Stand mit Soft-Eis dazu, außerdem gab es Getränke und Cocktails – auch das alles zu moderaten Preisen. Der Stand des Vereins „Gothic gegen Mißbrauch und Gewalt“, der sich auch für Hilfe gegen Mobbing einsetzt, gehört beim Pool of Darkness natürlich schon zum Inventar.
Das gemütliche, familiäre Flair gehört hier zum Programm und so lief man sich immer wieder über den Weg. Alle beteiligten Bands waren fast den ganzen Tag auf dem Gelände anzutreffen und gerne bereit zu gemeinsamen Fotos, Autogrammen oder Gesprächen. Das Wetter hielt, tagsüber war es heiß und so konnte man ohne zu frieren bis tief in die Nacht feiern.
Rund zwei Stunden nach dem Einlass begann das Festival wie geplant gegen 16 Uhr mit einer Begrüßung durch die beiden hauptverantwortlichen Veranstalter Tom und André. Sie bedankten sich für das Vertrauen der Besucher trotz aller Widrigkeiten und Rückschläge in den letzten Wochen und gaben freudig bekannt, dass sie mit der Veranstaltung zukünftig in Dachwig bleiben würden, da der Ort einfach perfekt ist. Wollen wir alle hoffen, dass damit Ruhe einkehrt und sich die beiden zukünftig voll auf die guten Seiten der Planungen konzentrieren können!
Die erste Band des Tages waren Any Second aus Berlin. Mit militärischem Auftreten präsentierten sie gut gelaunt EBM mit deutschen Texten. Vor der Bühne fanden sich schon ein paar Fans mit entsprechenden T-Shirts ein und eine Gruppe vor der Bühne nutze die Gelegenheit, nun endlich lostanzen zu können. Sänger Jan und seine beiden Kollegen Oliver und Thomas rissen das Publikum sofort mit und mit Songs wie Kontrollverlust oder Schizophren vom aktuellen Album „Sünde:Mensch“ überzeugten sie auch vereinzelte, zunächst skeptischen Zuschauer. Am Ende tanzte ein gar nicht mehr kleiner Haufen vor der Bühne und mit dem beliebten Stück Zorn war das Konzert nach einer halben Stunde leider schon zu Ende.
Ruhigere Töne schlugen die nach kurzer Umbauphase folgenden CYTO an. Wave-Songs wie die kleine Perle You entfalten ihren Zauber erst bei genauerem Hinhören, wirken dann aber umso länger nach. Leider konnten Keyboarder Christoph und Sänger Morten nicht so viele Zuschauer vor die Bühne locken, aber durch das kleine Gelände bestand eben nicht durchgehend die Notwendigkeit, sich immer direkt vor die Bühne zu stellen, wollte man etwas vom Konzert hören. Wenn man sich darauf einließ, konnten die beiden Berliner einen dennoch fesseln und mit der Zeit wurden auch die Songs und das Auftreten von Sänger Morten offensiver, am Ende sogar aggressiv – passend zu den Liedern. Abgesehen von Stücken von der erst kürzlich erschienenen, ersten EP „Darkmatter“ spielten sie das neue Losing Zion, das irgendwann in naher oder ferner Zukunft veröffentlicht wird.
Um Viertel vor sechs betraten Vanguard aus Schweden die Bühne. Mit ihrem flotten, eingängigen Synthiepop zogen sie wieder mehr Zuschauer an und rissen die Menge mühelos mit. Die Band besteht bereits seit ca. zehn Jahren und so konnte Sänger Jonas gemeinsam mit Drummer Patrik einige bekannte und beliebte Songs präsentieren, wie z.B. A Different Story und I Want To Live. Das Publikum tanzte und feierte begeistert während des gesamten Konzerts. Mit dem Stück Goodbye verabschiedeten sich die sympathischen Jungs nach einer guten halben Stunde auch schon wieder von der Bühne. An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Umbauphasen sehr zügig abgewickelt wurden und der Ablauf deshalb insgesamt straffer ablief als noch im letzten Jahr. Einen genauen Zeitplan sah man allerdings nirgends, aber das war auch nicht notwendig, man kannte doch die Reihenfolge der Auftritte und wenn auf der Bühne die ersten Töne erklangen, konnte man einfach schnell dort hingehen.
Als nächstes waren schon die Lights Of Euphoria an der Reihe, allerdings ohne ihren dritten Mann Torben Schmidt. Die deutsch-dänische Futurepop-Band konnte auch zu zweit überzeugen und der schillernde Frontmann Jimmy zeigte eine gute Bühnenpräsenz. Seit 1992 aktiv, haben sich doch schon recht viele Songs angesammelt, die sie in einer Dreiviertelstunde mit dem Publikum teilen konnten, wie z.B. das geniale True Life, den Ohrwurm Schwarze Sonne und das fetzige Under My Spell.
Die Synthiepopper Future Lied To Us waren an diesem Tag zu Abwechslung mal vollständig anzutreffen, und so bestand die illustre Runde aus Soundtüftler Krischan Wesenberg, Alleskönner Vasi Vallis und Sänger Tom Lesczenski, die dem Publikum allesamt bereits von ihren anderen Bands (Rotersand, Frozen Plasma, [:SITD:]) sehr gut bekannt sind. Anfang des Jahres veröffentlichten sie unter diesem Namen ihr erstes Album „Presence“ und daraus präsentierten sie nun einige Stücke, wie z.B. das geniale, flotte Drops of Silver oder das eingängige Falling. Die Besucher feierten begeistert.
Mit der Kult-Band Psyche ließ man gegen Viertel vor neun den Achtziger-Sound neu aufleben; die Bandhistorie reicht zurück bis ins Jahr 1982 und hier sind einige Klassiker vorhanden, die natürlich auch vorgetragen wurden – das bekanntestes Stück dürfte der Ohrwurm Unveiling the Secret sein. Aber auch Misery oder Goodbye Horses kamen beim Publikum gut an; mit Truth Or Consequence gab es sogar etwas Neues zu hören. Frontmann Darrin kroch und rollte sich über die Bühne und sorgte so für viel Abwechslung bei seiner Show.
Um kurz vor 22 Uhr war es Zeit für Elegant Machinery, die zuletzt wieder häufiger auf den verschiedenen Bühnen in Deutschland zu sehen sind. Auch sie hatten schon in den Achtzigern große Erfolge. Energiegeladen starteten sie gleich mit dem Kracher Feel The Silence von 2008 durch und brachten damit das Publikum sofort auf maximale Partystimmung. Der charismatische Frontmann Robert Enforsen fegte über die Bühne und heizte den Fans gekonnt ein. Falls einem die Gesichter an Keyboard und Drums bekannt vorkamen – Jimmy und Thomas standen kurz zuvor noch als Lights Of Euphoria auf der Bühne! Der eingängige Synthiepop ging gut ins Ohr und auch ins Bein, der Bereich vor der Bühne war gut gefüllt und alle tanzten begeistert mit. Es gab tolle Hits aus mehreren Jahrzehnten wie Entwined, Hard To Handle, Watching You, Move und I Say von der letzten EP.
Bevor um Viertel nach elf die Headliner Solitary Experiments starteten, bedankten sich Tom und André noch einmal herzlich bei allen Besuchern für ein wundervolles Festival; André dankte speziell der Feuerwehr Dachwig für die Organisation der Verpflegung, seiner Familie fürs Helfen am Getränkestand und für ganz viel Verständnis, und – mit Tränen in den Augen – bei seinem Freund Oskar, der vom Himmel aus zusah. Auch Tom bedankte sich von ganzem Herzen bei allen Beteiligten und Zuschauern.
Nun zu den Headlinern Solitary Experiments! Die vier Musiker, deren Markenzeichen rote Hemden mit schwarzen Krawatten sind, legten nach einem kurzen atmosphärischen Intro gleich richtig los. Die Futurepop-Band um Frontmann Dennis Schober besteht schon seit 1994, und so ist ein reichhaltiges Repertoire an großen Hits vorhanden; die Erwartungen der Fans wurden unter anderem mit Knallern wie Trial and Error, Pale Candle Light oder No Salvation erfüllt. Als zusätzliche Sahnestücke gab es von den Jungs aus Berlin, Frankfurt (Oder) und Leipzig auch ein paar neue Songs zu hören – die EP Crash&Burn war ja erst einige Tage zuvor veröffentlicht worden, und auch Every Time wird erst auf dem im Oktober kommenden Album sein (mit dem sie übrigens danach auf Tour sein werden, also am besten gleich die Termine vormerken!). Die Stimmung war phänomenal, alle Besucher feierten und tanzten ausgelassen vor der Bühne mit. Ohne eine Zugabe konnte man Sänger Dennis, Keyboarder Michael, Drummer Frank und Keyboarder Markus natürlich nicht gehen lassen, und so spielten sie noch eine Cover-Version von Yazoos Nobody’s Diary (von 1983) und waren gespannt, wie der Song vom Publikum aufgenommen wurde – Test erfolgreich! Zum Schluss um halb eins präsentierten sie noch ihren bekanntesten Song Stars.
Nach einem gemeinsamen Abschlussfoto der Band mit den beiden Organisatoren und dem Publikum legte Tom als DJ noch bis ca. 2 Uhr auf.
Als Fazit bleibt nur eins zu sagen: Schön war’s, bis zum nächsten Jahr!